Meditation ohne Ommmmmm. Foto: Shutterstock / FCSCAFEINE

Unter Yoga Nidra versteht man eine Entspannungstechnik aus dem Yoga, die als “psychischer Schlaf” bezeichnet wird: Man ist wach, aber Körper, Geist und Seele kommen völlig zur Ruhe. Im Ursprung wird Yoga Nidra als Weg gesehen, in höhere Ebenen des Bewusstseins zu gelangen; je ruhiger die Gedanken werden, desto klarer wird der Geist.

Beim Yoga Nidra befindet sich das Bewusstsein zwischen Wachen und Schlafen. Einschlafen soll man ausdrücklich nicht, sondern in der Schwebephase kurz davor verbleiben. In diesem tranceartigen Zustand treten im Gehirn vermehrt Alphawellen auf. Sie sind ein Kennzeichen tiefer Entspannung, die eine umfassende Erholung und Regeneration möglich macht. Eine Yoga Nidra Übung dauert ca. 30 Minuten und soll den Erholungseffekt von zwei Stunden Schlaf haben.

Wie funktioniert Yoga Nidra?

Eine Yoga Nidra Sitzung wird immer mit Anleitungen geführt, es gibt dafür entsprechende CDs bzw. Downloads. Der Ablauf folgt einem bestimmten Muster. Man legt sich in der sog. Shavasana Position (im Yoga die Ruhehaltung) auf den Rücken. Arme und Beine sind bequem ausgestreckt, die Augen geschlossen. Um dem Körper zu signalisieren, dass er sich komplett entspannen darf, ist es wichtig, sich während der gesamten Session möglichst nicht mehr zu bewegen. Dann wird die eigene Wahrnehmung durch entsprechende Anleitungen in verschiedene Bereiche gelenkt. Dazu gehören Atem- und Körperwahrnehmung, aber auch bestimmte Visualisierungen (Vorstellungsbilder). Das Prinzip ist, das Bewusstsein von außen nach innen zu führen und wieder zurück. Dies soll Körper und Geist zu einer Einheit verbinden.

Stärkung der geistigen Kraft

Ein wichtiges Element im Yoga Nidra ist der sog. Sankalpa. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie Vorsatz. Der Sankalpa ist ein Leitsatz, den man sich selber wählt und der die eigene Persönlichkeit positiv ausrichten, Geist und Willen stärken soll. Der Übende wiederholt den Sankalpa zu Beginn und Ende der Sitzung mehrfach und verankert ihn dadurch im Unterbewusstsein. Durch den ausgeprägten Entspannungszustand kann diese Autosuggestion tief ins Unterbewusstsein einsinken.

„Bewusster Schlaf“ für tiefe Entspannung

Das Besondere an Yoga Nidra ist der Zustand völliger Entspannung bei wachem Bewusstsein. Dies zeichnet sich auch in den Gehirnströmen ab, die im EEG gemessen werden können: Während der Yoga Nidra Übung dominieren im Gehirn die sog. Alphawellen. Es gibt Alpha-, Beta-, Delta- und Thetawellen; sie alle haben verschiedene Frequenzbereiche. Im wachen Bewusstsein herrschen im Gehirn Betawellen vor, sie stehen für Wachsamkeit, Aktivität und auch Stress. Die Alphawellen dagegen mit ihrem niedrigen Frequenzbereich treten nur im entspanntem Zustand auf. Sie kennzeichnen Ruhe, Gelassenheit und eine positive Grundstimmung, in der das Bewusstsein ruhig dahinfließt. Im Yoga Nidra befindet sich der Übende primär auf der Alpha Ebene. In dieser Phase ist der Geist empfänglich für Suggestionen, so dass der Sankalpa – der positive Entschluss – seine volle Wirkung entfalten kann.

Mit Yoga Nidra gegen Burnout?

Wenn das Gehirn im Alphamodus ist, ist auch die Konzentration der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin im Körper nachweislich erhöht – sie gelten als „Glückshormone“. Burnout-Zustände dagegen sind durch einen Mangel an diesen beiden Botenstoffen gekennzeichnet. Deshalb kann eine regelmäßige Yoga Nidra Praxis bei Burnout hilfreich sein. Aber auch wer “nur” ein stressiges Leben führt, wird von regelmäßigen Yoga Nidra Einheiten, in denen Körper, Geist und Seele zur Ruhe kommen, profitieren.  Die Praxis ist nicht schwer zu erlernen, da man durch die gesamte Übung geführt wird. Man muss nur die Bereitschaft mitbringen, sich darauf einzulassen. Übungsvideos findet man zum Beispiel auf Youtube.

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